„Die Tricks zur Instrumentalisierung politisch genehmer Opfer, selbst wenn sie sich nicht mehr wehren können, haben inzwischen selbst Dietrich Bonhoeffer vereinnahmt.“ Mit diesen Worten reagiert der religionspolitische AfD-Fraktionssprecher Hans-Jürgen Goßner MdL auf die dpa-Berichterstattung zum Appell „Lasst uns die Demokratie stärken“, den die Berliner Morgenpost veröffentlichte. „Der Redakteur Michel Winde veröffentlichte am 5. Februar, 10.06 Uhr, bei dpa die Meldung dazu, in der es wörtlich hieß: ‚Das Schreiben mit dem Titel «Aus der Geschichte lernen, die Demokratie stärken!» wurde von mehr als 280 Frauen und Männern unterzeichnet, unter anderem den Nachfahren von Dietrich Bonhoeffer, Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Carl Friedrich Goerdeler.‘ Nun war Dietrich Bonhoeffer zwar verlobt, hat allerdings nie eigene Kinder gehabt. Insofern bat ich den Redakteur um Aufklärung, wie „Nachfahre“ im Sinne Bonhoeffers gemeint ist, um den Verdacht auszuräumen, dass hier ein prominenter Name angesichts der vielen dpa-Kunden missbräuchlich funktionalisiert wurde.“
Die Antwort, die im Übrigen der gar nicht angefragte Leiter Konzernkommunikation Jens Petersen mailte, war für mich schockierend, befindet Goßner. „Bei Nachfahren unterscheide man ‚zwischen direkten oder linearen Nachfahren‘ (in direkter Abstammungslinie, also Kinder, Enkel, Urenkel etc.) und ‚indirekten oder kollateralen Nachfahren‘ (sogenannte Seitenverwandtschaft, also Nichten, Neffen, Großnichten, Cousins etc.). Mehr antwortete er nicht. ‚Kollaterale Nachfahren‘ ist ein Terminus, der im deutschen Ehe- und Erbrecht eine Rolle spielt, den aber die Masse der Bürger nicht kennt. Ich empfinde dies als zutiefst unredlich, irreführend und manipulativ. Bonhoeffer wird heute vielerorts als Märtyrer und hervorragender Theologe verehrt, dessen Ansatz Lehre und Leben, Denken, Reden und Tun verbindet. Diesen Missbrauch hat er nicht verdient. Allerdings passt dieses Vorgehen zu den Initiatoren wie etwa der Aktivistin Gemma Pörzgen von ‚Reporter ohne Grenzen‘ oder dem Leiter Unternehmenskommunikation der Funke Mediengruppe, Tobias Korenke. Deutlich wird: der politmediale Komplex schreckt vor nichts und niemandem mehr zurück, um seine Sensationsnarrative durchzusetzen, wonach die Demokratie gefährdet sei. Ihnen allen ins Stammbuch: Sie haben nicht Angst um die Demokratie, sondern vor der Demokratie.“